Im letzten Blogartikel “Gerste vs. Weizen – Warum wir Gerste besser finden” haben wir dir erklärt, welche gesundheitlichen Vorteile die Gerste hat. Bei leichten (Gluten-) Unverträglichkeiten kannst du Gerste durch gezieltes Einweichen (Fermentation) bekömmlicher machen. In diesem Blogartikel erfährst du die genauen (physiologischen) Hintergründe zum Gluten und zu Krankheitsbildern wie Glutenunverträglichkeit, die mit ihm in Zusammenhang stehen.
Crashkurs Gluten
Hier erst einmal einige Fakten zum Gluten, auch Klebereiweiß genannt. Es ist das wichtige Speicherprotein von zahlreichen Getreidesorten wie z.B. Weizen, Gerste, Roggen, Dinkel, Emmer, Einkorn, Grünkern… Ob in Kuchen, Pasta oder Brot und vielen weiteren Produkten, Gluten findest du fast überall. Gluten selbst hat einen geringen Nährwert, sorgt aber dafür, dass Teig elastisch wird, gut zusammenhält und das Gebäck Biss erhält.
Aufgrund seiner guten lebensmitteltechnologischen Vorteile wird Gluten auch häufig in Fertiggerichten und -soßen verwendet. Es fungiert dabei als Emulgator, Geliermittel, Träger für Aromastoffe und dient zur Stabilisierung des Lebensmittels.
Glutenunverträglichkeiten-Deshalb ist Gluten für einige Menschen schwer verdaulich
Einige Menschen klagen nach dem Verzehr von Brot oder Nudeln über Kopf- oder Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme. Doch was kann dahinter stecken? Grundsätzlich unterteilen Experten in drei durch Gluten ausgelöste Krankheitsbilder: Zöliakie, Glutensensitivität und Weizenallergie. Oft werden nur “Glutenunverträglichkeit” oder “Glutenintoleranz” als übergeordnete Begriffe für all diese Erkrankungen verwendet.
Erbliche Faktoren begünstigen eine Erkrankung
Darmexperten gehen von erblichen Faktoren aus, die zu allen drei Erkrankungen führen können. So können Menschen, welche bestimmte Eiweiße in ihrem Körper (HLA-DQ2 oder HLA-DQ8) und Angehörige mit einer Glutenunverträglichkeit haben, mit erhöhter Wahrscheinlichkeit erkranken. Auch stehen Infektionen, vor allem mehrfache Magen-Darm-Erkrankungen im ersten Lebensjahr, in Verdacht. Die Ernährungsweise oder Umweltfaktoren sollen ebenfalls eine Rolle spielen.
Diagnose beim Arzt
Vorerst testet der Arzt durch eine Blutentnahme, ob bestimmte Antikörper im Blutserum vorliegen. Erhöhte Werte von Immunoglobin A/IgA sind beispielsweise für eine Glutenunverträglichkeit typisch. Bei einer Weizenallergie bildet der Körper Immunglobulin E (kurz IgE Blutwert). Erhöhte Blutwerte bei einer IgE-Analyse deuten demnach auf eine Allergie hin.
Wenn mehr IgA als gewöhnlich gefunden wurde, werden noch 7-Tage-Ernährungsprotokolle und Biopsie (Gewebeuntersuchung der Dünndarmschleimhaut) als weitere angewandte Verfahren zur endgültigen Diagnose einer Zöliakie herangezogen. Wird mehr IgE erkannt, wendet der Arzt bei Verdacht auf Weizenallergie ein Hauttest (Pricktest) an und die Patienten werden gebeten, ein Beschwerdetagebuch zu führen.
Ob eine Glutensensitivität vorliegt, wird für gewöhnlich per Ausschlussverfahren festgestellt. Zunächst werden eine Weizenallergie sowie eine Zöliakie ausgeschlossen. Nun wird festgestellt, ob die Patientin oder der Patient eine Linderung der Symptome bei Glutenverzicht verspürt. Werden die Beschwerden besser, wird eine Provokation mit Gluten in Form von Kapseln durchgeführt, um festzustellen, ob eine Weizensensitivität oder auch allgemeine Glutensensitivität vorliegt.
Therapie der Zöliakie
Derzeit ist eine glutenfreie Ernährung die einzige Art der Therapie, um mit Zöliakie gesund zu leben. Da auch Spuren von Gluten schon einen histologischen Einfluss haben können, ist es ratsam auf die Verpackung zu schauen und zu sicher zu gehen, ob bei der Herstellung keine glutenhaltigen Nahrungsmittel mit verarbeitet wurden. Oft ist Gluten auch in Lebensmitteln, in denen du es nicht vermutest.
Wichtig ist für Zöliakie-Patienten vor allem auf Fertigwaren zu verzichten. Auch Getränke, zum Beispiel Bier oder malzhaltiger Kaffeeersatz können Gluten enthalten und sollten gemieden werden. Als Getreidealternativen bieten sich Mais, Hirse, Buchweizen, Quinoa, Amaranth, Kartoffeln, Soja und glutenfreier Hafer an.
Küchengeräte, Besteck, Teller etc. können auch Spuren von Gluten aufweisen. Du solltest du auf eine Trennung dieser Utensilien achten, wenn in deinem Haushalt auch Glutenhaltige Lebensmittel auf den Tisch kommen. Hygiene- und Kosmetikprodukte enthalten teilweise ebenfalls Gluten, wichtig ist hier also, die Inhaltsstoffe genauer anzuschauen.
Achte darauf, wie du auf Lebensmittel reagierst
Bei der Glutensensitivität solltest du individuell testen, welche Glutenmenge du problemlos essen kannst. Viele Ärzte empfehlen zunächst eine 1 bis 2 Jahre andauernde glutenfreie Ernährung und eine anschließende Testphase.
Weizenallergiker müssen natürlich vollkommen auf Weizen verzichten, können aber wie oben beschrieben versuchen, ob sie andere Getreidearten vertragen.
Wir hoffen, etwas Klarheit in das Wirrwar an Glutenunverträglichkeits-Formen gebracht zu haben. Da jeder Körper anders ist, ist es wichtig, dass du beobachtest, wie es dir mit verschiedenem Getreide ergeht. Du musst nicht vorschnell urteilen und Gluten aus deiner Ernährung streichen. Denn damit würdest du auch unbegründet auf wertvolle Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe im glutenhaltigen Getreide verzichten. Eine Zöliakie liegt nur bei rund einem Prozent der Bevölkerung vor. Gehe in jedem Fall sicher und lasse dich ärztlich untersuchen, wenn du ein Sensitivität oder Zöliakie vermutest.
Lese hier gerne mehr über das Thema Gluten.
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